Krisenstimmen: Annika Bosch

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Annika Bosch ist Musikerin und kommt aus Weimar.

Wie geht es dir und was machst du in Corona-Zeiten?

Die ersten fünf Wochen ging es mir sehr gut. Ich bin als Künstlerin die finanzielle Unsicherheit gewohnt und solange ich Zeit habe kommt wenig Panik auf und ich versuche so kreativ und positiv mit dieser Krise umzugehen wie es nur geht. Wir haben die Zeit genutzt, um intensiv mit unserem tollen Team an unserem musikalischen Kinderhörspiel „Nepomuk & der Rabel“ zu arbeiten und das Crowdfunding dazu ist schon gestartet.

Doch nun ist im Mai die Lehre an der Uni bei mir und meinem Mann dazugekommen. Jetzt sind wir in der klassischen „Home-Office mit Kind“-Situation als Lehrbeauftragte. Online-Meetings, unglaublich viel vorbereiten und Deadlines einhalten. Das fordert uns gerade sehr, denn das Geld reicht uns nicht zum Leben und Zeit um dieses Problem zu lösen ist auch nicht da. Die Soforthilfe „war“ eine große Hilfe für uns, aber für uns brechen wahrscheinlich bis im Winter die meisten Auftritte weg. Wenn wir jetzt an unsere körperlichen Grenzen gehen, ist das ein schlechter Start in diese ungewisse Zeit.

Gibt es für dich auch etwas Positives an der Krise?

Ja natürlich, das Innehalten, die Zeit mit der „Kernfamilie“ wie man so schön sagt. Nachspüren was man gerade am meisten vermisst, dankbar zu sein was man gerade hat. Konsumverzicht. Darunter leiden jetzt aber leider vor allem die kleinen Läden während Amazon & Co Rekordumsätze generiert. Die Umwelt konnte zumindest bis letzte Woche noch einmal durchatmen. Ich hoffe so sehr, dass wir Menschen die positiven Erkenntnisse aus der Krise mitnehmen, aber ich zweifle sehr stark daran.

Wie verändern sich deine Arbeitswelt und dein Geschäftsmodell als Musikschaffende*r mit der Krise?

Das Kinderhörspiel und ein Buch das ich schreibe stehen nun im Vordergrund und es macht unglaublich viel Spaß daran zu arbeiten. Sobald die Zeit es wieder zulässt, geht es auch für meine Bands Cayoux, Nica L’Hiver und das Annika Bosch Quartett weiter. Bis dahin konzentrieren wir uns auf das verkaufen von CDs und das Schreiben von neuen Songs. Bandproben mit Zuganreise sind momentan finanziell und auch wegen der Kinderbetreuung gerade nicht wirklich tragbar, denn fast alle haben zu Hause noch Kinder und versuchen diesen Drahtseilakt gut über die Bühne zu bringen.

Wie es weiter geht: Ich habe jeden Tag unzählige Ideen. Doch diese brauchen meist eine Vorfinanzierung, das ist nun besonders bitter. Das Crowdfunding für das Kinderhörspiel hilft uns, das Team zu bezahlen und erst mal nicht ins Minus zu geraten. Aber natürlich bin ich großer Fan des „bedingungslosen Grundeinkommens“. Dann könnte ich so viele schöne Dinge machen und meine pädagogischen Fähigkeiten für Dinge nutzen, die gerade notwendig und sogar „systemrelevant“ sind.

annikabosch.de
cayoux.com
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nicalhiver.com
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Foto: Andreas Pöcking