Fabian Misch ist Musiker, Komponist und Musikdozent aus Jena.
Wie geht es dir?
Nicht gut, vor allem wenn ich sehe, wie es vielen anderen Kollegen geht. Ich habe aber Glück und komme (derzeit) noch mit einem „blauen Auge“ davon.
Was machst du in Corona-Zeiten?
Seeehr viel üben, Online-Unterricht und Komponieren. Außerdem schaue ich mich etwas um, wie man sich in Zukunft vor solchen Gewinneinbrüchen schützen könnte…
Gibt es für dich auch etwas Positives an der Krise?
Dazu kann ich nur ganz entschieden „Nein“ sagen. Natürlich entdecken jetzt viele die Vorteile von Online-Konferenzen. Auch, dass man lernt mehr Zeit für sich zu nehmen, lernt selbstständiger und eigenverantwortlicher zu arbeiten oder vielleicht auch einfach mehr Zeit mit der Familie und dem Partner zu verbringen ist durchaus positiv. Dazu hätte es aber keine Pandemie mit einer Vielzahl von Toten und zerstörten Existenzen benötigt. Daher möchte ich nicht sagen, dass das das Positive an der Krise“ ist. Wenn man sieht, welches Leid schon dadurch auf der ganzen Welt entstanden ist, erscheint mir das irgendwie pietätlos.
Wie verändern sich deine Arbeitswelt und dein Geschäftsmodell als Musikschaffende*r mit der Krise?
Zum Glück kann ich noch online unterrichten, so, dass die Wohnung und das Essen bezahlt ist. Das geht aber nur, da ich mit meinen Schülern unfassbares Glück habe und gerade mal drei abgesprungen sind. Bei manchen Schülern fangen jetzt auch die Geschwister/Kinder/Partner an, um die Zeit zu überbrücken. Auch lange Vorträge über Kompositionsprinzipien und Musiktheorie habe ich schon online gehalten. Allerdings höre ich auch von Kollegen, die bei Musikschulen als Honorarkraft tätig sind und von heute auf morgen ohne Einkommen dastanden, von Kollegen, die leider nicht so verständnisvolle Schüler wie ich hatten und aufgrund des (nicht zu vermeidenden) Qualitätsverlusts des Online-Unterrichts auch fast niemanden mehr unterrichten können.
Konzerte sind natürlich auch erst mal nicht möglich. Auch wenn Online-Streams eine gute Methode sind um Präsenz zu zeigen, ersetzen sie aber nicht das Einkommen einer geplatzten Tour oder die Gagen die man eigentlich in der Hochsaison Spätsommer erspielen würde. Es bleibt außerdem abzuwarten, welche der Live-Spielstätten noch vorhanden sind, wenn es wieder Livekonzerte geben kann. Wie es den Kollegen geht, die ausschließlich mit Konzerten ihr Einkommen bestritten haben, will ich mir gar nicht vorstellen.
Ich sehe die Gefahr, dass die Musikwelt nach der Krise (wann auch immer das sein wird) um einiges ärmer ist. Denn Optimismus und gute Worte bezahlen nicht die Wohnung. Wer als Musiker einmal in die Grundsicherung gekommen ist, wird es schwer haben, dort wieder herauszukommen. Auch sehe ich die Gefahr, dass die, oft sowieso viel zu niedrigen Gagen, noch weiter sinken werden.
Mir fallen noch viele weitere Punkte ein, bei denen der Schaden in der Kulturlandschaft erst im Nachhinein absehbar sein wird. Die Musiker und Künstler werden es nicht alleine schaffen dort herauszukommen und werden auf die Menschen, die hoffentlich vermehrt zu Livekonzerten gehen und sich CDs (!!!!!) kaufen angewiesen sein (um nur ein Beispiel zu nennen, wie man helfen kann).
Foto: Hannah Josefine Franke