Rezension zum Hörspiel „Nepomuk und der Rabel“ von Annika Bosch

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Um es gleich vorweg zu sagen: es ist mir unmöglich, das Hörspiel nicht zu mögen. Die Geschichte vom kleinen Starenvogel Rabel und seinem menschlichen Freund Nepomuk beginnt mit einem Räuspern und zieht den Zuhörer von der ersten Sekunde an in einen magischen Bann. Es steckt so viel Wärme und Herzblut in diesem Projekt, alles ist so stimmig aus einem Guss,  dass man sich seinem emotionalen Sog nicht entziehen kann.

Darum geht es in dem 40-minütigen Hörspiel: Der kleine Junge Nepomuk findet einen verletzten Starenvogel im Wald. Bis er wieder gesund ist, darf er bei Nepomuk wohnen. Der hat ihm mit seinem Papa zusammen ein Vogelhäuschen gebaut, das in seinem Zimmer steht.  Jeden Abend erzählt der Vogel ihm eine Gute-Nacht-Geschichte aus nahen und fernen Ländern. In diesem ersten Hörspiel erzählt er von seiner unglaublichen Reise nach Afrika.

Psychologisch betrachtet geht es um die Themen Bindung, Sehnsucht, Fürsorge und Verlust; ums Verlorengehen und Gefunden-Werden, um ungleiche Freundschaft und Abenteuer, Verletzung und Genesung, um Hoffnung und glückliches Wiedersehen. Allesamt Themen, die Kinder ab dem Vorschulalter schwer beschäftigen.

Annika Boschs Stimme trägt die  Handlung singend und sprechend mit großer Wärme, farbenreich und zärtlich. Man nimmt ihr in jeder Sekunde ab, dass sie allen Protagonisten nur das Beste wünscht. Die anderen Rollen sind ebenfalls großartig besetzt: Arthur Landgrebe als Nepomuk, Hendrik Sieber als Rabel, Max Landgrebe – auch im wirklichen Leben Arthurs Vater und erfolgreicher Schauspieler – als Nepomuks Vater. In den kleineren Rollen gefiel mir besonders die Eidechse mit halsbrecherischem Sprechtempo.

Die facettenreiche Musik, die an keiner Stelle langweilig ist und die Handlung aufs Schönste und immer organisch untermalt, soll Kinder auch zum Mitmachen anregen. Annika Bosch sagte dazu in einem Interview: „Das erste Stück ist zum Beispiel im ⁵/₈-Takt und kann zu Beginn von den Kindern auf nur einem Ton begleitet werden. Dazu bekommt jeder Schlag eine Silbe, sodass Kinder das Lied selbst begleiten können.“ Insofern beinhaltet das Hörspiel auch ein ganzes Kaleidoskop musikpädagogischer Möglichkeiten.

Das CD-Booklet mit zwei CDs ist liebevoll gestaltet, auf der ersten ist das Hörspiel, auf der zweiten die Songs pur.

Die Produktion war für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert.  Wir freuen uns auf die Fortsetzung, die zurzeit produziert wird!

Weimar, 7. November 2022

Barbara Cramm

Weitere Infos im Netz: https://www.annikabosch.de/nepomuk.html