Darstellung des LAG Songkultur Thüringen e.V. und des LAG Jazz Thüringen e.V. zur aktuellen Krisen-Lage in Bezug auf Populäre Musik in Thüringen
In diesen Zeiten kann was gestern galt, morgen schon überholt sein. Täglich arbeiten Verantwortungsträger*innen an Lösungen und Abstimmungsprozesse finden statt. Dessen sind wir uns bewusst. Dennoch halten wir es für zentral, auch unsere Sichtweisen in den Strom dieser Arbeitsprozesse zu integrieren.
Der Thüringer Kulturrat hatte sich in einem offenen Brief bekräftigend an die Kulturstaatsministerin des Bundes und den Thüringer Kulturminister gewandt. Die Forderungen des Rates nehmen ebenfalls Freie im Kulturbereich tätige Musiker*innen, und Vereine in den Blick und machen auf die Dringlichkeit von finanzieller Unterstützung aufmerksam.
Als Thüringer Landesverbände für Popularmusik verfolgen wir die sich überschlagenden Ereignisse um die Corona-Krise. Kulturschaffende, freie Musiker*innen im Rock/Pop/Jazz-Bereich, Live-Clubs und Locations, Vereine und zahllose engagierte Menschen sind nicht nur kulturell, sondern auch wirtschaftlich stark betroffen. Schnelle Hilfen sind gefordert. Es wurden und werden seitens der Kultur- und Sozial-Politik Maßnahmen erarbeitet, die für diese Bereiche dringend notwendig sind. Denn: Für viele wird mit der plötzlichen Notbremse des öffentlichen (Kultur)Lebens eine ohnehin prekäre Arbeits- und Lebenssituation zum Katastrophenfall.
Wir wollen den Blick auf diese Akteur*innen lenken, denn: Popularkultur ist ein Kulturgut der Zukunft und gesellschaftlich unverzichtbar. Sie wird von vielen Engagierten getragen, die teils wirtschaftlich, teils im geförderten Bereich arbeiten. Clubs, Festivals und (sozio-)kulturelle Zentren, Pop-, Rock-, Jazz-, Metal-, Elektronik (etc!)-Musiker*innen, Musikdozent*innen, Workshopleiter*innen – alle sie sind Teil unserer Thüringer Kultur. Sie sind da. Sie schaffen bedeutende kulturelle und kulturbildendende Angebote. Sie gestalten den Freistaat. Sie dürfen in dieser Krise nicht untergehen.
Wir schließen uns dem offenen Brief des Kulturrates an, und bekräftigen speziell die gleichermaßen hohe Bedeutung der Popularkultur, sei es im Live-, oder pädagogischen Bereich. Popularkultur und ihre Akteur*innen sind vorwiegend in der Soziokultur organisiert, und arbeiten in Clubs, oder Vereinsstrukturen die von Live-Veranstaltungen am Leben gehalten werden. Sie prägen die lebendige Kultur unseres Freistaats mit und arbeiten in teilweise über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen.
Der Thüringer Kulturrat hat zudem eine Umfrage zu den Auswirkungen von Corona auf die Thüringer Kulturlandschaft gestartet.
Förderungen
Hier haben wir außerdem weitere Förderprogramme gesammelt – unter anderem auch von NEUSTART KULTUR zur Unterstützung während der Corona-Krise:
Wirtschaftliche Hilfen
Neue Regelungen ab 01.07.2021
Einige Auszüge aus den neuen Regelungen im Überblick, die auch das musikalische Leben betreffen:
- „Jede Person ist angehalten, die physisch-sozialen Kontakte zu anderen Personen außer zu den Angehörigen des eigenen Haushalts und Personen, für die ein Sorge- oder Umgangsrecht besteht, auf ein absolut nötiges Minimum zu reduzieren.“
- „Der Aufenthalt in der Öffentlichkeit ist nur allein, mit Angehörigen des eigenen Haushalts und eines weiteren Haushalts, jedoch mit insgesamt höchstens zehn Personen, gestattet.“
- „Angebote und Einrichtungen, die der Freizeitgestaltung zuzuordnen sind, sind für den Publikumsverkehr zu schließen.“ Dies betrifft u.a.: Theater, Opern, Konzerthäuser und ähnliche Einrichtungen
- Bildungseinrichtungen bleiben geöffnet. Damit neben Schulen und Kindergärten auch u.a. Musikschulen und Volkshochschulen
Die gesamte Verordnung im Wortlaut:
vom 19.07.2021
Handreichungen zum Infektionsschutz
Die LAG Soziokultur hat Handlungsempfehlungen für verschiedene Kulturbereiche zusammengestellt. Darunter finden sich auch:
- eine Handlungshilfe des VBG zu Arbeitsschutzstandards speziell für die Branche Bühnen und Studios
- Hinweise zum Erstellen eines Infektionsschutzkonzepts für freie Kultureinrichtungen
Informationsseiten Thüringen und bundesweit
Aktuelle Appelle und Positionen
- Forum Musikwirtschaft begrüßt außerordentliche Wirtschaftshilfe, fordert aber Nachbesserungen
- Erklärung des Kulturrats Thüringen zu den Beschlüssen der Konferenz der MP und der Bundesregierung zur Bekämpfung der Covid-Pandemie vom 28.10.2020
- Notruf Musikwirtschaft – Perspektiven für die Kulturelle Vielfalt erhalten: Der Bundesverband Popularmusik, der Deutsche Musikrat und weitere Verbände richten sich gemeinsam in einem Notruf an die Bundesregierung.
- Die Bundeskonferenz Jazz, bei der auch die Jazzmeile Thüringen Mitglied ist, hat zudem gemeinsam mit weiteren Verbänden einen gemeinsamen Appell an die Bundesregierung gerichtet. Darin gehen sie vor dem Hintergrund der bereits angelaufenen Hilfen auf die Arbeitsrealität freischaffender Künstler ein und fordern weitere notwendige und auch langfristige Unterstützung.
- „Anderthalb Meter bis zum Abgrund“ – Jena Kultur hat unterdessen gemeinsam mit zahlreichen anderen Veranstaltern verschiedener Bereiche ein Positionspapier der Thüringer Veranstaltungsbranche veröffentlicht, dass auf die weiterhin schwierige Lage der Branche trotz ersten Tendenzen zur schrittweisen Öffnung eingeht.
- „Verbände der Musikwirtschaft sowie die Verwertungsgesellschaften GEMA und GVL warnen: Der Musikbranche droht der Corona-Kollaps.“ In einem gemeinsamen Statement fordern sie schnelle Hilfe und verlinken dort eine ausführliche Darstellung der Bedarfe.
- Im Nachgang zu den angelaufenen Soforthilfen und einem diesbezüglichen Anpassungsvorschlag der Wirtschaftsministerkonferenz gingen wir in einer Stellungnahme gemeinsam mit der LAG Jazz Thüringen und dem Thüringer Landesverband des Deutschen Tonkünstlerverbandes auf die schwierige Lage von soloselbstständigen Musikschaffenden ein.
- Der Thüringer Landesmusikrat gab wenige Tage darauf ebenfalls eine Stellungnahme heraus.
- Dr. Tobias J. Knoblich, Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. stellte einen 10-Punkte-Plan für die Kultur vor, wie es nach der Krise weiter gehen kann.
Hilfe und Wissenswertes für Musiker*innen
Wir fassen an dieser Stelle nochmal Infos, Angebote und Hilfestellungen zusammen. Bitte stimmt euch bezüglich Anträgen immer vorab mit den entsprechenden Institutionen ab und lasst euch beraten.
Was könnt ihr noch tun?
Wie könnt ihr Künstler*innen direkt unterstützen?
Facebook-Gruppe für Livestreams
Live-Musik für Darheeme
Gemeinsam mit Akteurinnen der Landesmusikakademie Sachen und dem Landesmusikrat Sachsen-Anhalt betreuen wir eine Facebook-Gruppe, in der Künstler*innen ihre Livestreams posten und zu Spenden aufrufen können.
Weiterführende Links und Hinweise
MDR – Corona-Krise: Fragen und Antworten zu Hilfen für freischaffende Künstler
Bundesverband Popularmusik – Corona-Virus: Der BV POP & seine Mitglieder handeln
Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. – Corona-Hilfe
Kreative Deutschland – Ausführliche Themenseite zu Corona-Hilfsprogrammen
Corona-Hinweise der IG Jazz Berlin
GEMA – Coronavirus: Hinweise für Veranstalter und Musiknutzer
Ständige Kulturvertretung – Auf ihrer Facebook-Seite hat die Ständige Kulturvertretung Erfurt einen „Erste-Hilfe-Kasten für Kulturakteure“ zusammengestellt.
LiveKomm – Erste Handlungsempfehlungen zur Abwehr der Club-Insolvenz
Beiler Karl Platzbecker & Partner – Hinweise für Veranstalter, Spielstättenbetreiber – Informationen in Sachen Recht
Umfragen und weitere Initiativen
Kreative Deutschland – Initiative #Don’tstopcreativity
Austauschplattform für Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft auf Facebook
Auswirkung der COVID-19-Pandemie („Coronavirus“) auf die Thüringer Kulturlandschaft
Titelbild: Fusion Medical Animation